Mittwoch, 23. April 2008

Reclaim the Uni - Week

Lang ist es her, dass ich hier etwas hinterlassen habe. Seit über zwei Wochen hat mich das Unileben in Manchester nun schon wieder. Viel ist dennoch nicht passiert. Ich muss mehr für die Uni tun, besonders für meine Studienarbeit, und der Frühling scheint endlich auch in hier anzukommen (auch wenn es noch lange nicht so schön ist wie das Wetter bei meinem Besuch in Spanien war).

bei Saskia

Kurz berichten möchte ich von einer Exkursion, an der ich in meiner ersten Woche nach der Rückkehr teilnahm. Ohne zu wissen für wen die genau ist (zweites Semester Geografie) und wo die genau hin geht (rund um Manchester) traf ich morgens Nigel, einer meiner beiden Ansprechpartner für meine Studienarbeit, und Sarah, seine designierte Nachfolgerin als Dozentin. Ohne dass ich mich versah wurde ich als Mitarbeiter und Experte für urbane Überflutungen vorgestellt und sollte den beiden bei ihren Ausführungen helfen.
Es war eine ganz nette, sehr interessante Exkursion (für mich eher der Erkundung Manchesters wegen). Ich verstehe mich mit Nigel immer besser, der bei seinen Vorträgen seien Abneigung gegenüber verantwortungsloser Umweltpolitik und Privatisierung von kommunalen Versorgungsbetrieben deutlich machte. Die Gesichter der jungen Studenten (so um 18 Jahre) ließen erkennen, dass sie sich hier rüber bislang wenig oder noch nie Gedanken gemacht hatten und nur sehr geringes Interesse darauf verspürten.

„Another Education is Possible“ stand auf den Plakaten, die zu den Aktionen in dieser Woche aufriefen. Nach meiner letzten Erfahrung mit den politikmüden hiesigen Studenten auf einer nicht vollendeten Vollversammlung war ich gespannt wie viele Leute wohl diesmal teilnehmen würden. Auftakt sollte eine Demonstration für freie Bildung sein. Diese wurde kurzerhand nur etwa 300 Meter in ein Universitätsgebäude geführt wobei die Polizei von Anfang an versuchte die Demonstranten gar nicht erst los laufen zu lassen. Auch wenn nur etwa 200 Studenten losgingen, so waren die wenigen Polizisten (nicht zu vergleichen mit Hamburger Polizei auf Studentendemos, eher freundliche „Schutzmänner“ und „-frauen“) nicht wirklich in der Lage die Demonstranten an ihrem Vorhaben zu hindern (oder auch nicht gewollt sich zu sehr einzumischen). Ein Video zeigt das gemütliche Vorgehen. Die anschließende „Besetzung“ des derzeit neuesten und umstrittensten Gebäudes (nur Masterstudenten und Doktoranden dürfen rein) war eher ein Sit-in und wurde bald darauf auch wieder beendet. Es war schön zu sehen, dass es auch hier einige wenige gibt, denen die Hochschulpolitik nicht egal ist. Angesichts der Größe dieser Uni war die Anzahl, für eine recht massiv (zumindest für englische Verhältnisse, wir hätten es wohl eher gerade so ausreichend genannt) beworbene Demonstration jedoch enttäuschend.
Etwas belächelt wurde daher die kleine Menge auch heute, als zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema „Bildung in einer neoliberalen Welt“ eingeladen wurde. Etwas weniger als zur Demo versammelten sich in einem Hörsaal, besonders angezogen durch drei Alt-68er die bekannte Persönlichkeiten damals in Oxford waren und nunmehr an der Uni in Manchester lehren. Da gerade erst von Seiten der Uni versucht wurde diese unliebsamen Dozenten, die noch immer ihre alten Stadtpunkte verinnerlichen, loszuwerden, wurde auch von dieser Kampagne berichtet. In kürzester Zeit hatte sich nicht nur eine Medienberichterstattung von Manchester bis nach New York (in linken oder liberalen Zeitungen) vollsogen, sondern tausende Studenten per Facebook Brief- und eMailbeschwerden koordiniert. Mit dem Erfolg, dass sie vorerst bleiben. Doch von dem Versuch sie loszuwerden waren sie glücklicherweise nicht eingeschüchtert worden. Die harten und direkten Worte, die Sheila Rowbotham und besonders Terry Eagleton, fanden, könnte ich mir in Hamburg, weder an der TU noch an der Uni, nicht vorstellen. Professoren, die sich über den Präsidenten sogar lustig machen, seine Absetzung fordern und den Studenten empfehlen wieder radikaler zu werden, hätten sicherlich nicht nur einen Maulkorb verpasst bekommen, sondern wären sicherlich schon lange ihren Job los.
Ins gesamt gefiel mir die Veranstaltung, besonders aber durch die gute Rhetorik der lang geübten. Von studentischer Seite nahm nur ein Mitglied der hiesigen Student’s Union teil, der zwar auch überzeugte, wodurch jedoch das allgemeine Bild der zum großen Teil politikmüden Studenten widergespiegelt wurde. Ohne großes Zutun waren dagegen sicherlich 50 ehemalige Mitstreiter der Alt-68er anwesend. Ob diese Mitarbeiter und Dozenten es ernst meinten, dass sie sich eine baldige Wiederholung von ‚68 angesichts der steigenden Studiengebühren (seit der Einführung 1997 durch die Labour -Regierung auf bislang 4000 € pro Jahr erhöht mit einer weiteren, angekündigten Erhöhung im nächsten Jahr) vorstellen können?
Morgen ist auf jeden Fall erstmal wieder die ältere Generation dran zu zeigen wie erst ihnen ein Wandel der herrschenden Politik ist. Dozenten und Lehrer wollen für eine höhere als angekündigte Gehaltsteigerung und gegen weitere Privatisierungen streiken. Die Zeitung geht von über 300 geschlossenen Schulen alleine in Manchester aus. Ich bin gespannt.

Donnerstag, 13. März 2008

The University of Manchester - ein kleiner Überblick

Meine derzeitige Universität genießt einen ganz guten Ruf. Darauf wird in England viel Wert gelegt. In Manchester wird man häufig gefragt an welcher Uni man hier studiert. Denn es derer drei.

Die Universität von Salford liegt eigentlich nicht in Manchester, sondern in Salford. Doch geht Salford direkt in Manchester über und die Uni liegt somit genauso dicht oder weit vom Stadtzentrum Manchesters entfernt wie die anderen beiden. Von keiner ist es weiter als 20 min zu Fuß. Die meisten der ca. 20.000 Salford Studenten wohnen jedoch eher im westlichen Teil der Stadt, weshalb man sie lediglich abends oder in der Innenstadt antrifft.

Darüber hinaus gibt es noch die Manchester Metropolitan University (MMU). Als ehemalige Fachhochschule wurde sie erst in den 90er Jahren zur Universität. Man sagt ihr nach qualitativ hinter der „eigentlichen“ Universität zu liegen, für die ein genereller NC von 2,5 gilt. Die MMU ist dagegen ohne NC. Die Studenten der University of Manchester gucken hochnäsig auf die MMU Studenten herab während diese die „elitären“ Studenten verachten. Da jedoch beide Universitäten ineinander übergehen (räumlich gesehen) mixen sich auf der Straße alle Studenten und keiner weiß wohin wer gehört. Somit beschränken sich die „Feindseligkeiten“ eher auf Internetseiten oder Diskussionen.

Die University of Manchester ist seit etwa 5 Jahren die größte Universität von England. Denn damals wurde die ehemalige Victoria University (die Hauptuni) mit der älteren University of Manchester Isntitute of Science and Technology (UMIST, Technische Universität) zusammengelegt. Ich studiere auf dem UMIST (oder Nord) Campus, der etwas näher an der Innenstadt liegt und schreibe meine Studienarbeit auf dem Oxfordroad Campus. Zwischen diesen beiden Campi liegt die MMU. Es zieht sich also ein Band von Unigebäuden mit insgesamt über 70.000 Studenten durch den südlichen Rand der Innenstadt.

Das ehemalige Hauptgebäude von UMIST ist im Übrigen das größte Backsteingebäude Europas und mehr als 100 Jahre alt. Genauso alt scheinen einige Vorlesungsräume zu sein. Was schön aussieht ist jedoch nicht unbedingt bequem. Neben diesem alten Gebäude gibt es noch ein seht schönes und altes Gebäude auf dem Hauptcampus, das auch Aushängeschild der Uni ist. Die restlichen Gebäude sind größtenteils jüngerer Natur, wobei gerade an den 60er Jahre Bauten ne Menge zu erneuern ist. Daher wird an vielen Ecken gebaut. Doch bis auf die Ausnahmen der fertigen neuen Gebäude muss ich sagen, dass die TUHH wesentlich modernere Gebäude mit angenehmeren Vorlesungssälen hat (keine zugigen einfach verglasten Fenster). Von Vorteil sind hier jedoch die vielen Computer- und Arbeitsräume, die zu einem Großteil auch 24 Stunden geöffnet sind (mittels einer Magnetkarte kann man auch abends und nachts in die Gebäude).

Auffällig ist auch, dass die Students Union (wie unser AStA) eigene Gebäude hat. Hier haben nicht nur die Studentenvertreter und Societies (wie unsere AGs) eigene Räume, sondern gibt es auch kleine Geschäfte (ähnliches Angebot wie der TU-Shop + Essen), Bars, Konzerträume, Kartenvorverkauf (für so ziemlich alles, immer mit Studentenrabatt), usw. Besonders verwundert haben mich die Bars. Eintritt haben nur Studenten (und deren Freunde) und sie verkaufen das wahrscheinlich günstigste Bier in Manchester. Also sehr gut um einen Unitag ausklingen zu lassen.

Etwas verwundert hat mich dagegen das Interesse der Studenten an der Students Union selber. Obwohl alle die Vorzüge, die sie hierdurch haben, genießen gehen noch weniger Studenten zu Vollversammlungen als bei uns (prozentual) oder nehmen an den Wahlen teil. Diese waren letzte Woche. Und ich muss sagen, ein ganz schön großer Unterschied zu unseren (oder zumindest denen größerer deutscher Unis). Die Studentenvertreter werden alle einzeln und direkt gewählt. Neben den drei Haupstimmzetteln gab es noch einen Studiengangspezifischen. Ich hatte somit 36 Stimmen. Da man aber nicht alle diese Leute kennen kann (und jeder macht für sich selber Wahlwerbung) gab es große Stellwände auf denen alle Kandidaten mit ihrem Wahlprogramm aushingen. Das war für mich nicht nur zu aufwändig sondern auch zu undurchsichtig. Scheinbar gibt es wohl eine Art von Hochschullisten (so machten manche gemeinsam unter dem Slogan „The Incredibles“ Wahlwerbung) doch stehen diese nicht auf den Aushängen und definieren nicht ihre Ziele. Und auch die Wahlwerbung, die es gab, war zumeist auf den Namen + Foto auf billigen A4 Kopien beschränkt. An den Wahltagen hingen dazu noch ein paar Banner, doch das war alles. Keine Wahlplakate oder Wahlprogramme, keine Übersicht wer zu wem gehört, keine eindeutige Zuordnung zu einer politischen Richtung. Somit habe ich mich damit begnügt einige wenige zu wählen, die unter ihrer persönlichen Beschreibung mir angenehme Organisationen aufgelistet hatten in denen sie neben der Uni Mitglied sind (z.B. Amnesty International, Greenpeace, antifaschistische Gruppen, …).

Das Ergebnis konnte ich nun in der Unizeitung lesen (diese erscheint wöchentlich und behandelt alle möglichen Themen zu Hochschulpolitik und alltägliches was rund um Uni und den Studentenvierteln passiert). Titel war, dass die radikale Linke die Mehrheit in der Students Union verlor. Doch dass da überhaupt eine „radikale Linke“ war habe ich in keiner Weise wahrgenommen.

Tag ein Tag aus

Mehr und mehr beschäftige ich mich mit meiner Studienarbeit. Daneben blieb in letzter Zeit weniger Raum für Ausflüge. Zumal auch manche Hausaufgaben für meine Vorlesungen angefertigt werden mussten (die hier zwischen 30 und 50 % der Endnote ausmachen). Doch ein Ausflug nach Chester und an die Walisische Küste war dennoch drin. Chester hat mir sehr gut gefallen und war vielleicht die schönste Innenstadt, die ich bisher hier gesehen habe. Die Stadtmauer wurde zwar erstmals von den Römern errichtet, doch ist die heutige aus dem Mittelalter. Was sie und die Gebäude nicht weniger interessant macht.

Einen kleinen Umweg an die Küste mussten wir auf dem Rückweg dann natürlich einlegen. Da Frieder (aus Braunschweig) mit dem Auto hier ist war das leicht möglich. Und Wert war es den Weg auf jeden Fall. Bei stürmischem Wind konnten wir eine raue See und britische Küste bewundern. Der Ort in dem wir waren, Llandudno, liegt auf einer Landzunge und hat somit Meer von allen Seiten. Im typisch viktorianischen Baustil stehen hier vor allem Hotels und Hostels. Doch zu dieser Jahreszeit war von den vielen Sommertouristen noch nichts zu sehen.



Chester

Nun habe ich noch einen Tag Uni und einen Tag Ausflug mit meinen beiden Betreuern für die Studienarbeit. Und dann geht es schon nach London und anschließend weiter nach Hamburg (zum Bodenmechanischen Praktikum, leider) und schließlich nach Spanien zu Saskia.

Ich bin schon jetzt gespannt wie sich die Dinge währenddessen hier entwickeln. Ob ich wieder Internet haben werde (meine Mitbewohner haben die Rechnungen nicht bezahlt, nun ist es abgeschaltet) und ob das undichte Dach, das bei starkem Regen so manche Tropfen in mein Zimmer durchlässt, endlich repariert ist. In Deutschland hätte ich deshalb schon längst die Miete gekürzt, doch sieht das englische Recht so was nicht vor. Nach einer ewig langen Prozedur hat man lediglich das Recht es auf eigene Kosten reparieren zu lassen und die Rechnung mit der Miete zu verrechnen. Doch diese Prozedur ist so langwierig und kompliziert, da wäre ich schon wieder zurück bis ich das Recht hierzu hätte.

Dienstag, 4. März 2008

Im Überwachungsstaat - oder neudeutsch: Stasi 2.0

England ist bekannt für seine vielen Überwachungskameras und dafür in der EU eine Vorreiterrolle in der Vorratsdatenspeicherung zu spielen. So werden z.B. Kreditkartendaten bei Flugbuchungen erhoben, Ein-, Ausreisezeit und das Ziel-, bzw. Herkunftsland gespeichert und auch die Inhaber Handys, bzw. derer SIM-Karten zentral gesichert.

Kluge Politiker haben sich bereits vor Jahren überlegt, dass ein Terrorist viel Kommunizieren muss. Und weil das geheim bleiben soll kauft sich ein Terrorist gleich mehrere Handys oder zumindest mehrere Prepaidkarten (heißen hier im Übrigen gar nicht so, sondern pay-as-you-go). Und weil man das ja ganz einfach mit der wunderbaren Datenbank abgleichen kann sind alle, die mindestens zwei Handynummern auf ihren Namen haben schon mal ein bisschen verdächtigt. Wie in der Zeitung zu lesen war werden in Manchester einige Personen, die in suspekt erscheinen, auch permanent überwacht, doch so richtig was Verbotenes hat noch keiner von denen angestellt. Ich würde doch liebend gerne wissen ob ich auch in das Raster passe. Schließlich komme ich von der Terror-Uni (11. September), habe eine deutsche und nun schon zwei englische Handynummern (die zweite hab ich mir zugelegt weil da Auslandstarife spotbillig sind) und wohne in einem Haus, dessen Besitzer einen nahöstlichen Namen hat und dessen Post, auf drei verschiedene Namen lautend!, bei uns ankommt und von ihm abgeholt wird. Da er auch noch die Miete per se nicht überwiesen haben möchte, sondern bar oder in Schecks unterstütz ich vielleicht mit meinem Geld auch noch Al-Quaida?!

Da die englische Polizei aber ja so schöne Datenbanken hat kann sie die Überwachungskameras ja für etwas anderes gebrauchen. Und weil die Kameras und ihr Einsatz ja nur Geld kosten, aber keins reinspielen, haben sich nun wieder schlaue Polizisten überlegt: wir nutzen diese um Parksünder aufzuspüren. Also werden in absehbarer Zeit die Überwachungskamerabediener in ihren Kabuffen nicht mehr so viel auf böse Terroristen achten, sondern an die parkenden Autos ranzoomen und Knöllchen verteilen (wirklich wahr, stand heute in der Zeitung!).

In diesem Zusammenhang finde ich es erstaunlich wie stark in England die Akzeptanz gegenüber der ständigen Überwachung ist. Die Kameras (CCTV) sind überall in der Innenstadt, in jedem Bus, an vielen Gebäuden. Und alle Menschen glauben, dass diese wirklich ihre Sicherheit erhöhen. Doch Mörder und Vergewaltiger lassen sich nicht wirklich abschrecken. Entweder verziehen sie sich in unüberwachte Ecken, oder sie können sich schon fast darauf verlassen, dass die Bilder zu schlecht sind um sie später zu entdecken. Und wenn sie dann doch gut genug waren, dann ist das Verbrechen schon längst geschehen.

Wie gut aber, dass es zukünftig ein Delikt aufzuklären gilt, dass viel leichter zu entdecken ist und die „Aufklärungsquote“ der Überwachungskameras ins unermessliche treiben wird.

Wer zudem seinen Nachbarn oder missliebige Personen denunzieren möchte kann auch einfach anonym unter folgender Nummer +44800789321 anrufen. Die Polizei von Manchester macht’s möglich. Ihr Slogan: „If you suspect it, report it.“ Hatte die Gestapo eigentlich auch so ne tolle Hotline?

Donnerstag, 28. Februar 2008

Erdbeben! Und ich verschlafe es.

Da hat man schon mal das Glück, oder eher Pech, wie dem auch sei, dass man ein Erdbeben miterleben kann, noch dazu ein nicht geringes, und ich verschlafe es.

Letzte Nacht, ein Uhr: Ich war gerade aus einer Kneipe um die Ecke gekommen und vermutlich seit etwa einer halben Stunde eingeschlafen, da rüttelt die Erde mit einer Stärke von 5,3 auf der Richterskala. Zwar lag das Epizentrum nicht direkt unter Manchester, sondern etwas südlich, doch war das Beben scheinbar stark genug, dass meine Mitbewohner wach wurden und mir Freunde von hysterischen Mädchen auf dem Studentenwohnheimflur berichteten. Auch die hiesigen Medien hat so etwas natürlich kräftig interessiert. Und so ist von manch eingestürzten Schornsteinen zu lesen. Verletzt wurde aber offensichtlich niemand. Nun hab ich aber zumindest eine Vorstellung warum ich hier „Earthquake Engineering“ höre. Wurde uns in der ersten Vorlesung noch erzählt, dass man damit in England wenig, in anderen Regionen der Welt jedoch viel, anfangen könnte, so mag sich das ja vielleicht schon in naher Zukunft ändern. Auch im Saarland scheint es mir da noch Potenzial zu geben.

Meine Erkenntnisse über Manchester sind nicht wirklich gewachsen, es gibt also nicht wirklich großartiges zu erzählen. Ich könnte mich natürlich über die viele Arbeit für die Uni auslassen oder darüber, dass das Eröffnen einer Kneipe oder Disco eine Goldgrube sein müsste. Mit dieser Meinung schein ich jedoch irgendwie alleine dazustehen. Vielleicht sollte ich es leider auch keinem erzählen und das Vorhaben in die Wirklichkeit umsetzen. Eine andere Erklärung für die ewig langen Schlangen vor den Discos und Kneipen, besonders an Wochenenden, kann ich nicht finden. Es gibt einfach zu wenige für zu viele Leute!

Dabei belass ich es nun aber wirklich. Wer noch eine recht lustige Geschichte über Manchesters Nachtleben lesen möchte, dem sei der letzte Eintrag im Blog dreier Bekannter von mir ans Herz gelegt.

Dienstag, 19. Februar 2008

Liverpool und Winterkleidung

Die Zeit verfliegt! Nun bin ich schon ein Monat hier. Manches hat sich mir dennoch noch nicht erschlossen.
Zum Beispiel, warum mein Vermieter unbedingt die Miete mit Schecks bezahlt bekommen möchte. Mein Versuch diesem Wunsch nachzukommen war noch nicht wirklich erfolgreich. Ich hab sicherlich schon 5, 6 verschiedene Banken abgeklappert, hätte schon kostenlose Kreditkarten bekommen oder 2000 £ zinsfreien Überziehungskredit. Doch kein Konto mit Scheckbuch. Die Gründe sind vielfältig (geht nicht für so kurze Zeit; man muss schon so und so lange Kunde sein für ein Scheckbuch; Sicherheit hinterlegen; nutzen keine Schecks mehr; …) .
Oder warum, na gut, wir haben gutes Wetter, seit 10 Tagen nur Sonne, doch nachts wird’s empfindlich kalt und tags zur Zeit auch nur ca. 10 Grad, Briten keine Winterkleidung kennen. Oder sind sie zu eitel welche zu tragen? Während ich morgens mit Schal und Mütze das Haus verlasse treffe ich spätestens im Bus auf Leute in T-Shirts und Miniröcken. Liegt es daran, dass sie Wärme auch zu Hause nicht gewohnt sind? Wärmedämmung scheinen sie nicht zu kennen, viele haben auch noch einfachverglaste Fenster (so wie ich). Da zeigt das Thermometer meines Zimmers stets weniger als 18 Grad, manchmal sogar nur 13.

Dagegen lern ich anderes zu lieben. Die vielen Kneipen an jeder Ecke, häufig sehr geschmackvoll hergerichtet und (bei den Supermarktpreisen für Alkohol) nicht teurer als wenn man zu Hause etwas trinken würde. Als Student bekommt man zusätzlich häufig noch Rabatt. Doch auch so zahlt man für ein Pint Bier (etwas mehr als ein halber Liter) selten mehr als 2 bis 3 €.
Oder die günstigen Busverbindungen in andere Städte. Letztes Wochenende ging es deshalb mal nach Liverpool. Eine schöne Stadt, einige nette Gebäude und als diesjährige europäische Kulturhauptstadt werden zahlreiche Ausstellungen, Veranstaltungen und Darbietungen angeboten. Viele kostenlos. So wie es sowieso alle staatlichen Museen sind. Dadurch geht man auch mal nur für ne Stunde rein, guckt sich einen Teil an und weiß, wenn ich noch mal Zeit und Lust habe kann ich ja noch den Rest sehen. Nach Liverpool muss ich definitiv noch mal fahren. Im Vergleich zu Manchester werden (derzeit) mehr Angebote gemacht und besonders das nahe Meer wirkt als Magnet auf einen Hamburger wie mich!


Liverpool

Freitag, 15. Februar 2008

Phew, it’s so warm – it must be February!

Keine Frage, so wünscht man sich den Frühling. Sonne, Grün, Blüten, warm und eine eigene Terrasse! Nachdem mein Ausflug nach Leeds am vergangenen Samstag die Schönwetterperiode einläutete und uns den Tag versüßte hab ich das schöne Wetter auch an den vergangenen Tagen genutzt. Lesen auf unserer Terrasse (wir haben auch einen grünen Garten, im Vergleich zu manch anderen Engländern, die ihre Gärten lieber asphaltieren), Joggen im Park, Spazieren durch die Stadt, Cafétrinken auf dem Campus… Ein Blick in die lokale Zeitung bestätigt aber: es ist nicht normal. Jedoch freut es mich für den Moment, dass ich seit meiner Ankunft erst drei Regentage hatte und vom typischen Wetter auf der Insel noch nichts mitbekommen habe.



Leeds


Wohnzimmerparty


Der gestrige Abend versprach endlich einen Ausflug in die Musikszene Manchesters. Bekannt für die gute Indiemusik hatte ich hohe Erwartungen. Der Laden war nicht schlecht, besonders die günstigen Preise erfreuten, doch war die Musik eher durchschnittlich. Immerhin aber kein Techno oder Dance, auf das die meisten jungen Leute hier stehen. Da wir in einer recht großen Gruppe internationaler Studenten unterwegs waren war die Stimmung sowieso auch unabhängig von der Musik sehr gut. Angepasst an den englischen Feierstil (spätestens 9 Uhr treffen in ner Kneipe, vor elf in nen Club, der dann um 2 Uhr schon wieder schließt – am WE vielleicht um 3) ist es eigentlich möglich fast jeden Abend feiern zu gehen und am nächsten Tag trotzdem in der Uni zu erscheinen. Einzig das Geld könnte dem etwas im Wege stehen. Bislang haben wir es jedoch bei ein, zwei Mal die Woche belassen. Viele meiner neuen Bekannten arbeiten auch an einer Studienarbeit oder einem Projekt, weshalb sie ebenfalls etwas weniger Zeit haben als gewöhnliche englische Studenten (die hiesigen Stundenpläne sehen meist dünner besetzt aus als unsere deutschen).

Samstag, 2. Februar 2008

Angekommen

Es hat etwas gedauert, bis ich mich nun mal hingesetzt habe um euch von meinen ersten Tagen zu berichten. Zwei Wochen bin ich nun schon hier in Manchester. Seit einer Woche hab ich auch mein eigenes Zimmer in meiner neuen WG.

Doch erstmal von Begin an:
Nach meiner Ankunft am Flughafen sollte ich mit dem Bus zu Louise fahren. Sie verbrachte vor zwei Jahren ein Erasmus-Jahr in Hamburg und hatte mir angeboten die ersten Tage bei ihr und ihrem Freund, John, zu schlafen. Die beiden wohnen etwas außerhalb in einem kleinen Dorf namens Disley. Somit ging es erstmal aufs Land.
Nach kurzer Begrüßung und Wohnungsführung (recht klein, aber sehr gemütlich; ich durfte das Sofa im Wohnzimmer beziehen) bekam ich bereits den besten Eindruck von einer typischen englischen Landkneipe. Die zumeist ältere Kundschaft saß bei Bier vor einigen Zetteln, es war Quizabend. Unsere rege Unterhaltung wurde daher nicht gerade wohlwollend angenommen. Wer als Ausländer einen solchen Quizabend gewinnt würde ich als bestens integriert bezeichnen. Vielleicht eine neue Idee als Einbürgerungstest?
Bereits um 10 Uhr am folgenden Tag ging die Uni los. Jedoch nicht richtig, erstmal nur zwei Orientierungs-Tage bei denen uns ne Menge erzählt wurde, vielleicht ein wenig zu ausführlich, doch eine wirklich schöne Begrüßung! Nebenher trieb ich meine Zimmersuche voran, vorerst musste ich jedoch immer mit der Bahn in die Stadt fahren. Somit konnte ich auch nicht so lange an den abendlichen Treffen teilnehmen. Ganz verzichten wollte ich aber auch nicht, was dazu führte, dass ich am dritten Tag nachts meine letzte Bahn zurück verpassen sollte. Mit anderer Bahn, Bus und nett Fragen kam ich schließlich doch noch zurück.

Stadtrundgang


Meine Zimmersuche brachte mich in einige sehr verschiedene Häuser. Der Preis ist immer in etwa der gleiche und liegt bei ca. 400 € pro Monat. Ausstattung und Zustand der Häuser variieren jedoch stark. Von einem sehr kleinen Zimmer in einem total vermüllten Haus mit drei dicken Mädchen, über ein sehr sauberes, perfekt ausgestattetes Haus mit zwei spießigen Bewohnerinnen, die erstmal mit ihren Eltern diskutieren mussten ob ein Mann auch einziehen dürfte, bis zu meinem jetzigen Haus mit einem recht großen Zimmer und einem gemischten Haufen Partyleute, war alles dabei. Wichtig war mir bei der Suche nicht in eine reine Erasmus-WG zu ziehen. Meine jetzigen vier Mitbewohnerinnen (und ihre Freunde, die eigentlich dauerhaft hier mitwohnen) sind zwischen 19 und 23 Jahre alt und studieren ebenfalls. Einzig die einfach verglasten Fenster gefallen mir nicht ganz so an meinem Zimmer. Es ist somit immer etwas kühl außerhalb des Bettes.
Nach meinem Einzug am Freitag traf ich Louise in der Stadt um ihr den Schlüssel für die Wohnung wieder zu geben. Sie hatte ihre Mittagspause mit einigen anderen Doktoranden und Dozenten verbracht und schon ein paar Bier getrunken. Ich ließ mich also nicht lange bitten gemeinsam mit einem Chemiedozenten noch ein, zwei Bier in der nächsten Kneipe trinken zu gehen. Aus der Mittagspause wurde Feierabend und wir blieben bis Abends.
Das Verhalten von Studenten zu Professoren oder Dozenten ist hier wesentlich entspannter und familiärer. Jeder wird mit dem Vornamen angesprochen, Professoren haben genau so kleine Räume wie die anderen Angestellten und auch kein extra Sekretariat. Meine erste richtige Woche an der Uni nutzte ich um mehrere Vorlesungen anzusehen, aus denen ich später einige auswählen würde. Zu meinen Vorlesungen werde ich noch eine Studienarbeit schreiben, mein eigentliches Ziel hier und einen Sprachkurs machen. Leider lagen die angebotenen Sprachkurse mit ECTS-Credits (ich muss 25 machen) gleichzeitig zu anderen Vorlesungen. Daher werde ich wohl nur einen der angebotenen creditfreien Kurse belegen. Diese stehen jedem frei zur Verfügung, man braucht sich nicht anmelden und kann kommen oder nicht, so wie man gerade möchte und Zeit hat.
Die ersten Partys hab ich natürlich auch schon gehabt. Zur Eröffnung des neuen Semesters wurde von der Students Union (so was wie unser AStA nur viel größer) eine riesige Party organisiert. In zwei Gebäuden mit insgesamt 5 Räumen (bzw. z.T. großen Hallen) spielten verschiedene Bands und legten DJs auf. Leider war der Eintritt mit 18 € ziemlich teuer, dafür waren die Getränke billig.
Gestern feierte dann Arne, ein Holländer, den ich bei der Orientierungsveranstaltung kennengelernt hatte, Geburtstag. Es ist erstaunlich wie viele Leute man in zwei Wochen kennenlernen und wie schnell man damit ein Haus füllen kann!