Donnerstag, 28. Februar 2008

Erdbeben! Und ich verschlafe es.

Da hat man schon mal das Glück, oder eher Pech, wie dem auch sei, dass man ein Erdbeben miterleben kann, noch dazu ein nicht geringes, und ich verschlafe es.

Letzte Nacht, ein Uhr: Ich war gerade aus einer Kneipe um die Ecke gekommen und vermutlich seit etwa einer halben Stunde eingeschlafen, da rüttelt die Erde mit einer Stärke von 5,3 auf der Richterskala. Zwar lag das Epizentrum nicht direkt unter Manchester, sondern etwas südlich, doch war das Beben scheinbar stark genug, dass meine Mitbewohner wach wurden und mir Freunde von hysterischen Mädchen auf dem Studentenwohnheimflur berichteten. Auch die hiesigen Medien hat so etwas natürlich kräftig interessiert. Und so ist von manch eingestürzten Schornsteinen zu lesen. Verletzt wurde aber offensichtlich niemand. Nun hab ich aber zumindest eine Vorstellung warum ich hier „Earthquake Engineering“ höre. Wurde uns in der ersten Vorlesung noch erzählt, dass man damit in England wenig, in anderen Regionen der Welt jedoch viel, anfangen könnte, so mag sich das ja vielleicht schon in naher Zukunft ändern. Auch im Saarland scheint es mir da noch Potenzial zu geben.

Meine Erkenntnisse über Manchester sind nicht wirklich gewachsen, es gibt also nicht wirklich großartiges zu erzählen. Ich könnte mich natürlich über die viele Arbeit für die Uni auslassen oder darüber, dass das Eröffnen einer Kneipe oder Disco eine Goldgrube sein müsste. Mit dieser Meinung schein ich jedoch irgendwie alleine dazustehen. Vielleicht sollte ich es leider auch keinem erzählen und das Vorhaben in die Wirklichkeit umsetzen. Eine andere Erklärung für die ewig langen Schlangen vor den Discos und Kneipen, besonders an Wochenenden, kann ich nicht finden. Es gibt einfach zu wenige für zu viele Leute!

Dabei belass ich es nun aber wirklich. Wer noch eine recht lustige Geschichte über Manchesters Nachtleben lesen möchte, dem sei der letzte Eintrag im Blog dreier Bekannter von mir ans Herz gelegt.

Dienstag, 19. Februar 2008

Liverpool und Winterkleidung

Die Zeit verfliegt! Nun bin ich schon ein Monat hier. Manches hat sich mir dennoch noch nicht erschlossen.
Zum Beispiel, warum mein Vermieter unbedingt die Miete mit Schecks bezahlt bekommen möchte. Mein Versuch diesem Wunsch nachzukommen war noch nicht wirklich erfolgreich. Ich hab sicherlich schon 5, 6 verschiedene Banken abgeklappert, hätte schon kostenlose Kreditkarten bekommen oder 2000 £ zinsfreien Überziehungskredit. Doch kein Konto mit Scheckbuch. Die Gründe sind vielfältig (geht nicht für so kurze Zeit; man muss schon so und so lange Kunde sein für ein Scheckbuch; Sicherheit hinterlegen; nutzen keine Schecks mehr; …) .
Oder warum, na gut, wir haben gutes Wetter, seit 10 Tagen nur Sonne, doch nachts wird’s empfindlich kalt und tags zur Zeit auch nur ca. 10 Grad, Briten keine Winterkleidung kennen. Oder sind sie zu eitel welche zu tragen? Während ich morgens mit Schal und Mütze das Haus verlasse treffe ich spätestens im Bus auf Leute in T-Shirts und Miniröcken. Liegt es daran, dass sie Wärme auch zu Hause nicht gewohnt sind? Wärmedämmung scheinen sie nicht zu kennen, viele haben auch noch einfachverglaste Fenster (so wie ich). Da zeigt das Thermometer meines Zimmers stets weniger als 18 Grad, manchmal sogar nur 13.

Dagegen lern ich anderes zu lieben. Die vielen Kneipen an jeder Ecke, häufig sehr geschmackvoll hergerichtet und (bei den Supermarktpreisen für Alkohol) nicht teurer als wenn man zu Hause etwas trinken würde. Als Student bekommt man zusätzlich häufig noch Rabatt. Doch auch so zahlt man für ein Pint Bier (etwas mehr als ein halber Liter) selten mehr als 2 bis 3 €.
Oder die günstigen Busverbindungen in andere Städte. Letztes Wochenende ging es deshalb mal nach Liverpool. Eine schöne Stadt, einige nette Gebäude und als diesjährige europäische Kulturhauptstadt werden zahlreiche Ausstellungen, Veranstaltungen und Darbietungen angeboten. Viele kostenlos. So wie es sowieso alle staatlichen Museen sind. Dadurch geht man auch mal nur für ne Stunde rein, guckt sich einen Teil an und weiß, wenn ich noch mal Zeit und Lust habe kann ich ja noch den Rest sehen. Nach Liverpool muss ich definitiv noch mal fahren. Im Vergleich zu Manchester werden (derzeit) mehr Angebote gemacht und besonders das nahe Meer wirkt als Magnet auf einen Hamburger wie mich!


Liverpool

Freitag, 15. Februar 2008

Phew, it’s so warm – it must be February!

Keine Frage, so wünscht man sich den Frühling. Sonne, Grün, Blüten, warm und eine eigene Terrasse! Nachdem mein Ausflug nach Leeds am vergangenen Samstag die Schönwetterperiode einläutete und uns den Tag versüßte hab ich das schöne Wetter auch an den vergangenen Tagen genutzt. Lesen auf unserer Terrasse (wir haben auch einen grünen Garten, im Vergleich zu manch anderen Engländern, die ihre Gärten lieber asphaltieren), Joggen im Park, Spazieren durch die Stadt, Cafétrinken auf dem Campus… Ein Blick in die lokale Zeitung bestätigt aber: es ist nicht normal. Jedoch freut es mich für den Moment, dass ich seit meiner Ankunft erst drei Regentage hatte und vom typischen Wetter auf der Insel noch nichts mitbekommen habe.



Leeds


Wohnzimmerparty


Der gestrige Abend versprach endlich einen Ausflug in die Musikszene Manchesters. Bekannt für die gute Indiemusik hatte ich hohe Erwartungen. Der Laden war nicht schlecht, besonders die günstigen Preise erfreuten, doch war die Musik eher durchschnittlich. Immerhin aber kein Techno oder Dance, auf das die meisten jungen Leute hier stehen. Da wir in einer recht großen Gruppe internationaler Studenten unterwegs waren war die Stimmung sowieso auch unabhängig von der Musik sehr gut. Angepasst an den englischen Feierstil (spätestens 9 Uhr treffen in ner Kneipe, vor elf in nen Club, der dann um 2 Uhr schon wieder schließt – am WE vielleicht um 3) ist es eigentlich möglich fast jeden Abend feiern zu gehen und am nächsten Tag trotzdem in der Uni zu erscheinen. Einzig das Geld könnte dem etwas im Wege stehen. Bislang haben wir es jedoch bei ein, zwei Mal die Woche belassen. Viele meiner neuen Bekannten arbeiten auch an einer Studienarbeit oder einem Projekt, weshalb sie ebenfalls etwas weniger Zeit haben als gewöhnliche englische Studenten (die hiesigen Stundenpläne sehen meist dünner besetzt aus als unsere deutschen).

Samstag, 2. Februar 2008

Angekommen

Es hat etwas gedauert, bis ich mich nun mal hingesetzt habe um euch von meinen ersten Tagen zu berichten. Zwei Wochen bin ich nun schon hier in Manchester. Seit einer Woche hab ich auch mein eigenes Zimmer in meiner neuen WG.

Doch erstmal von Begin an:
Nach meiner Ankunft am Flughafen sollte ich mit dem Bus zu Louise fahren. Sie verbrachte vor zwei Jahren ein Erasmus-Jahr in Hamburg und hatte mir angeboten die ersten Tage bei ihr und ihrem Freund, John, zu schlafen. Die beiden wohnen etwas außerhalb in einem kleinen Dorf namens Disley. Somit ging es erstmal aufs Land.
Nach kurzer Begrüßung und Wohnungsführung (recht klein, aber sehr gemütlich; ich durfte das Sofa im Wohnzimmer beziehen) bekam ich bereits den besten Eindruck von einer typischen englischen Landkneipe. Die zumeist ältere Kundschaft saß bei Bier vor einigen Zetteln, es war Quizabend. Unsere rege Unterhaltung wurde daher nicht gerade wohlwollend angenommen. Wer als Ausländer einen solchen Quizabend gewinnt würde ich als bestens integriert bezeichnen. Vielleicht eine neue Idee als Einbürgerungstest?
Bereits um 10 Uhr am folgenden Tag ging die Uni los. Jedoch nicht richtig, erstmal nur zwei Orientierungs-Tage bei denen uns ne Menge erzählt wurde, vielleicht ein wenig zu ausführlich, doch eine wirklich schöne Begrüßung! Nebenher trieb ich meine Zimmersuche voran, vorerst musste ich jedoch immer mit der Bahn in die Stadt fahren. Somit konnte ich auch nicht so lange an den abendlichen Treffen teilnehmen. Ganz verzichten wollte ich aber auch nicht, was dazu führte, dass ich am dritten Tag nachts meine letzte Bahn zurück verpassen sollte. Mit anderer Bahn, Bus und nett Fragen kam ich schließlich doch noch zurück.

Stadtrundgang


Meine Zimmersuche brachte mich in einige sehr verschiedene Häuser. Der Preis ist immer in etwa der gleiche und liegt bei ca. 400 € pro Monat. Ausstattung und Zustand der Häuser variieren jedoch stark. Von einem sehr kleinen Zimmer in einem total vermüllten Haus mit drei dicken Mädchen, über ein sehr sauberes, perfekt ausgestattetes Haus mit zwei spießigen Bewohnerinnen, die erstmal mit ihren Eltern diskutieren mussten ob ein Mann auch einziehen dürfte, bis zu meinem jetzigen Haus mit einem recht großen Zimmer und einem gemischten Haufen Partyleute, war alles dabei. Wichtig war mir bei der Suche nicht in eine reine Erasmus-WG zu ziehen. Meine jetzigen vier Mitbewohnerinnen (und ihre Freunde, die eigentlich dauerhaft hier mitwohnen) sind zwischen 19 und 23 Jahre alt und studieren ebenfalls. Einzig die einfach verglasten Fenster gefallen mir nicht ganz so an meinem Zimmer. Es ist somit immer etwas kühl außerhalb des Bettes.
Nach meinem Einzug am Freitag traf ich Louise in der Stadt um ihr den Schlüssel für die Wohnung wieder zu geben. Sie hatte ihre Mittagspause mit einigen anderen Doktoranden und Dozenten verbracht und schon ein paar Bier getrunken. Ich ließ mich also nicht lange bitten gemeinsam mit einem Chemiedozenten noch ein, zwei Bier in der nächsten Kneipe trinken zu gehen. Aus der Mittagspause wurde Feierabend und wir blieben bis Abends.
Das Verhalten von Studenten zu Professoren oder Dozenten ist hier wesentlich entspannter und familiärer. Jeder wird mit dem Vornamen angesprochen, Professoren haben genau so kleine Räume wie die anderen Angestellten und auch kein extra Sekretariat. Meine erste richtige Woche an der Uni nutzte ich um mehrere Vorlesungen anzusehen, aus denen ich später einige auswählen würde. Zu meinen Vorlesungen werde ich noch eine Studienarbeit schreiben, mein eigentliches Ziel hier und einen Sprachkurs machen. Leider lagen die angebotenen Sprachkurse mit ECTS-Credits (ich muss 25 machen) gleichzeitig zu anderen Vorlesungen. Daher werde ich wohl nur einen der angebotenen creditfreien Kurse belegen. Diese stehen jedem frei zur Verfügung, man braucht sich nicht anmelden und kann kommen oder nicht, so wie man gerade möchte und Zeit hat.
Die ersten Partys hab ich natürlich auch schon gehabt. Zur Eröffnung des neuen Semesters wurde von der Students Union (so was wie unser AStA nur viel größer) eine riesige Party organisiert. In zwei Gebäuden mit insgesamt 5 Räumen (bzw. z.T. großen Hallen) spielten verschiedene Bands und legten DJs auf. Leider war der Eintritt mit 18 € ziemlich teuer, dafür waren die Getränke billig.
Gestern feierte dann Arne, ein Holländer, den ich bei der Orientierungsveranstaltung kennengelernt hatte, Geburtstag. Es ist erstaunlich wie viele Leute man in zwei Wochen kennenlernen und wie schnell man damit ein Haus füllen kann!