Dienstag, 4. März 2008

Im Überwachungsstaat - oder neudeutsch: Stasi 2.0

England ist bekannt für seine vielen Überwachungskameras und dafür in der EU eine Vorreiterrolle in der Vorratsdatenspeicherung zu spielen. So werden z.B. Kreditkartendaten bei Flugbuchungen erhoben, Ein-, Ausreisezeit und das Ziel-, bzw. Herkunftsland gespeichert und auch die Inhaber Handys, bzw. derer SIM-Karten zentral gesichert.

Kluge Politiker haben sich bereits vor Jahren überlegt, dass ein Terrorist viel Kommunizieren muss. Und weil das geheim bleiben soll kauft sich ein Terrorist gleich mehrere Handys oder zumindest mehrere Prepaidkarten (heißen hier im Übrigen gar nicht so, sondern pay-as-you-go). Und weil man das ja ganz einfach mit der wunderbaren Datenbank abgleichen kann sind alle, die mindestens zwei Handynummern auf ihren Namen haben schon mal ein bisschen verdächtigt. Wie in der Zeitung zu lesen war werden in Manchester einige Personen, die in suspekt erscheinen, auch permanent überwacht, doch so richtig was Verbotenes hat noch keiner von denen angestellt. Ich würde doch liebend gerne wissen ob ich auch in das Raster passe. Schließlich komme ich von der Terror-Uni (11. September), habe eine deutsche und nun schon zwei englische Handynummern (die zweite hab ich mir zugelegt weil da Auslandstarife spotbillig sind) und wohne in einem Haus, dessen Besitzer einen nahöstlichen Namen hat und dessen Post, auf drei verschiedene Namen lautend!, bei uns ankommt und von ihm abgeholt wird. Da er auch noch die Miete per se nicht überwiesen haben möchte, sondern bar oder in Schecks unterstütz ich vielleicht mit meinem Geld auch noch Al-Quaida?!

Da die englische Polizei aber ja so schöne Datenbanken hat kann sie die Überwachungskameras ja für etwas anderes gebrauchen. Und weil die Kameras und ihr Einsatz ja nur Geld kosten, aber keins reinspielen, haben sich nun wieder schlaue Polizisten überlegt: wir nutzen diese um Parksünder aufzuspüren. Also werden in absehbarer Zeit die Überwachungskamerabediener in ihren Kabuffen nicht mehr so viel auf böse Terroristen achten, sondern an die parkenden Autos ranzoomen und Knöllchen verteilen (wirklich wahr, stand heute in der Zeitung!).

In diesem Zusammenhang finde ich es erstaunlich wie stark in England die Akzeptanz gegenüber der ständigen Überwachung ist. Die Kameras (CCTV) sind überall in der Innenstadt, in jedem Bus, an vielen Gebäuden. Und alle Menschen glauben, dass diese wirklich ihre Sicherheit erhöhen. Doch Mörder und Vergewaltiger lassen sich nicht wirklich abschrecken. Entweder verziehen sie sich in unüberwachte Ecken, oder sie können sich schon fast darauf verlassen, dass die Bilder zu schlecht sind um sie später zu entdecken. Und wenn sie dann doch gut genug waren, dann ist das Verbrechen schon längst geschehen.

Wie gut aber, dass es zukünftig ein Delikt aufzuklären gilt, dass viel leichter zu entdecken ist und die „Aufklärungsquote“ der Überwachungskameras ins unermessliche treiben wird.

Wer zudem seinen Nachbarn oder missliebige Personen denunzieren möchte kann auch einfach anonym unter folgender Nummer +44800789321 anrufen. Die Polizei von Manchester macht’s möglich. Ihr Slogan: „If you suspect it, report it.“ Hatte die Gestapo eigentlich auch so ne tolle Hotline?

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