Donnerstag, 13. März 2008

The University of Manchester - ein kleiner Überblick

Meine derzeitige Universität genießt einen ganz guten Ruf. Darauf wird in England viel Wert gelegt. In Manchester wird man häufig gefragt an welcher Uni man hier studiert. Denn es derer drei.

Die Universität von Salford liegt eigentlich nicht in Manchester, sondern in Salford. Doch geht Salford direkt in Manchester über und die Uni liegt somit genauso dicht oder weit vom Stadtzentrum Manchesters entfernt wie die anderen beiden. Von keiner ist es weiter als 20 min zu Fuß. Die meisten der ca. 20.000 Salford Studenten wohnen jedoch eher im westlichen Teil der Stadt, weshalb man sie lediglich abends oder in der Innenstadt antrifft.

Darüber hinaus gibt es noch die Manchester Metropolitan University (MMU). Als ehemalige Fachhochschule wurde sie erst in den 90er Jahren zur Universität. Man sagt ihr nach qualitativ hinter der „eigentlichen“ Universität zu liegen, für die ein genereller NC von 2,5 gilt. Die MMU ist dagegen ohne NC. Die Studenten der University of Manchester gucken hochnäsig auf die MMU Studenten herab während diese die „elitären“ Studenten verachten. Da jedoch beide Universitäten ineinander übergehen (räumlich gesehen) mixen sich auf der Straße alle Studenten und keiner weiß wohin wer gehört. Somit beschränken sich die „Feindseligkeiten“ eher auf Internetseiten oder Diskussionen.

Die University of Manchester ist seit etwa 5 Jahren die größte Universität von England. Denn damals wurde die ehemalige Victoria University (die Hauptuni) mit der älteren University of Manchester Isntitute of Science and Technology (UMIST, Technische Universität) zusammengelegt. Ich studiere auf dem UMIST (oder Nord) Campus, der etwas näher an der Innenstadt liegt und schreibe meine Studienarbeit auf dem Oxfordroad Campus. Zwischen diesen beiden Campi liegt die MMU. Es zieht sich also ein Band von Unigebäuden mit insgesamt über 70.000 Studenten durch den südlichen Rand der Innenstadt.

Das ehemalige Hauptgebäude von UMIST ist im Übrigen das größte Backsteingebäude Europas und mehr als 100 Jahre alt. Genauso alt scheinen einige Vorlesungsräume zu sein. Was schön aussieht ist jedoch nicht unbedingt bequem. Neben diesem alten Gebäude gibt es noch ein seht schönes und altes Gebäude auf dem Hauptcampus, das auch Aushängeschild der Uni ist. Die restlichen Gebäude sind größtenteils jüngerer Natur, wobei gerade an den 60er Jahre Bauten ne Menge zu erneuern ist. Daher wird an vielen Ecken gebaut. Doch bis auf die Ausnahmen der fertigen neuen Gebäude muss ich sagen, dass die TUHH wesentlich modernere Gebäude mit angenehmeren Vorlesungssälen hat (keine zugigen einfach verglasten Fenster). Von Vorteil sind hier jedoch die vielen Computer- und Arbeitsräume, die zu einem Großteil auch 24 Stunden geöffnet sind (mittels einer Magnetkarte kann man auch abends und nachts in die Gebäude).

Auffällig ist auch, dass die Students Union (wie unser AStA) eigene Gebäude hat. Hier haben nicht nur die Studentenvertreter und Societies (wie unsere AGs) eigene Räume, sondern gibt es auch kleine Geschäfte (ähnliches Angebot wie der TU-Shop + Essen), Bars, Konzerträume, Kartenvorverkauf (für so ziemlich alles, immer mit Studentenrabatt), usw. Besonders verwundert haben mich die Bars. Eintritt haben nur Studenten (und deren Freunde) und sie verkaufen das wahrscheinlich günstigste Bier in Manchester. Also sehr gut um einen Unitag ausklingen zu lassen.

Etwas verwundert hat mich dagegen das Interesse der Studenten an der Students Union selber. Obwohl alle die Vorzüge, die sie hierdurch haben, genießen gehen noch weniger Studenten zu Vollversammlungen als bei uns (prozentual) oder nehmen an den Wahlen teil. Diese waren letzte Woche. Und ich muss sagen, ein ganz schön großer Unterschied zu unseren (oder zumindest denen größerer deutscher Unis). Die Studentenvertreter werden alle einzeln und direkt gewählt. Neben den drei Haupstimmzetteln gab es noch einen Studiengangspezifischen. Ich hatte somit 36 Stimmen. Da man aber nicht alle diese Leute kennen kann (und jeder macht für sich selber Wahlwerbung) gab es große Stellwände auf denen alle Kandidaten mit ihrem Wahlprogramm aushingen. Das war für mich nicht nur zu aufwändig sondern auch zu undurchsichtig. Scheinbar gibt es wohl eine Art von Hochschullisten (so machten manche gemeinsam unter dem Slogan „The Incredibles“ Wahlwerbung) doch stehen diese nicht auf den Aushängen und definieren nicht ihre Ziele. Und auch die Wahlwerbung, die es gab, war zumeist auf den Namen + Foto auf billigen A4 Kopien beschränkt. An den Wahltagen hingen dazu noch ein paar Banner, doch das war alles. Keine Wahlplakate oder Wahlprogramme, keine Übersicht wer zu wem gehört, keine eindeutige Zuordnung zu einer politischen Richtung. Somit habe ich mich damit begnügt einige wenige zu wählen, die unter ihrer persönlichen Beschreibung mir angenehme Organisationen aufgelistet hatten in denen sie neben der Uni Mitglied sind (z.B. Amnesty International, Greenpeace, antifaschistische Gruppen, …).

Das Ergebnis konnte ich nun in der Unizeitung lesen (diese erscheint wöchentlich und behandelt alle möglichen Themen zu Hochschulpolitik und alltägliches was rund um Uni und den Studentenvierteln passiert). Titel war, dass die radikale Linke die Mehrheit in der Students Union verlor. Doch dass da überhaupt eine „radikale Linke“ war habe ich in keiner Weise wahrgenommen.

Tag ein Tag aus

Mehr und mehr beschäftige ich mich mit meiner Studienarbeit. Daneben blieb in letzter Zeit weniger Raum für Ausflüge. Zumal auch manche Hausaufgaben für meine Vorlesungen angefertigt werden mussten (die hier zwischen 30 und 50 % der Endnote ausmachen). Doch ein Ausflug nach Chester und an die Walisische Küste war dennoch drin. Chester hat mir sehr gut gefallen und war vielleicht die schönste Innenstadt, die ich bisher hier gesehen habe. Die Stadtmauer wurde zwar erstmals von den Römern errichtet, doch ist die heutige aus dem Mittelalter. Was sie und die Gebäude nicht weniger interessant macht.

Einen kleinen Umweg an die Küste mussten wir auf dem Rückweg dann natürlich einlegen. Da Frieder (aus Braunschweig) mit dem Auto hier ist war das leicht möglich. Und Wert war es den Weg auf jeden Fall. Bei stürmischem Wind konnten wir eine raue See und britische Küste bewundern. Der Ort in dem wir waren, Llandudno, liegt auf einer Landzunge und hat somit Meer von allen Seiten. Im typisch viktorianischen Baustil stehen hier vor allem Hotels und Hostels. Doch zu dieser Jahreszeit war von den vielen Sommertouristen noch nichts zu sehen.



Chester

Nun habe ich noch einen Tag Uni und einen Tag Ausflug mit meinen beiden Betreuern für die Studienarbeit. Und dann geht es schon nach London und anschließend weiter nach Hamburg (zum Bodenmechanischen Praktikum, leider) und schließlich nach Spanien zu Saskia.

Ich bin schon jetzt gespannt wie sich die Dinge währenddessen hier entwickeln. Ob ich wieder Internet haben werde (meine Mitbewohner haben die Rechnungen nicht bezahlt, nun ist es abgeschaltet) und ob das undichte Dach, das bei starkem Regen so manche Tropfen in mein Zimmer durchlässt, endlich repariert ist. In Deutschland hätte ich deshalb schon längst die Miete gekürzt, doch sieht das englische Recht so was nicht vor. Nach einer ewig langen Prozedur hat man lediglich das Recht es auf eigene Kosten reparieren zu lassen und die Rechnung mit der Miete zu verrechnen. Doch diese Prozedur ist so langwierig und kompliziert, da wäre ich schon wieder zurück bis ich das Recht hierzu hätte.

Dienstag, 4. März 2008

Im Überwachungsstaat - oder neudeutsch: Stasi 2.0

England ist bekannt für seine vielen Überwachungskameras und dafür in der EU eine Vorreiterrolle in der Vorratsdatenspeicherung zu spielen. So werden z.B. Kreditkartendaten bei Flugbuchungen erhoben, Ein-, Ausreisezeit und das Ziel-, bzw. Herkunftsland gespeichert und auch die Inhaber Handys, bzw. derer SIM-Karten zentral gesichert.

Kluge Politiker haben sich bereits vor Jahren überlegt, dass ein Terrorist viel Kommunizieren muss. Und weil das geheim bleiben soll kauft sich ein Terrorist gleich mehrere Handys oder zumindest mehrere Prepaidkarten (heißen hier im Übrigen gar nicht so, sondern pay-as-you-go). Und weil man das ja ganz einfach mit der wunderbaren Datenbank abgleichen kann sind alle, die mindestens zwei Handynummern auf ihren Namen haben schon mal ein bisschen verdächtigt. Wie in der Zeitung zu lesen war werden in Manchester einige Personen, die in suspekt erscheinen, auch permanent überwacht, doch so richtig was Verbotenes hat noch keiner von denen angestellt. Ich würde doch liebend gerne wissen ob ich auch in das Raster passe. Schließlich komme ich von der Terror-Uni (11. September), habe eine deutsche und nun schon zwei englische Handynummern (die zweite hab ich mir zugelegt weil da Auslandstarife spotbillig sind) und wohne in einem Haus, dessen Besitzer einen nahöstlichen Namen hat und dessen Post, auf drei verschiedene Namen lautend!, bei uns ankommt und von ihm abgeholt wird. Da er auch noch die Miete per se nicht überwiesen haben möchte, sondern bar oder in Schecks unterstütz ich vielleicht mit meinem Geld auch noch Al-Quaida?!

Da die englische Polizei aber ja so schöne Datenbanken hat kann sie die Überwachungskameras ja für etwas anderes gebrauchen. Und weil die Kameras und ihr Einsatz ja nur Geld kosten, aber keins reinspielen, haben sich nun wieder schlaue Polizisten überlegt: wir nutzen diese um Parksünder aufzuspüren. Also werden in absehbarer Zeit die Überwachungskamerabediener in ihren Kabuffen nicht mehr so viel auf böse Terroristen achten, sondern an die parkenden Autos ranzoomen und Knöllchen verteilen (wirklich wahr, stand heute in der Zeitung!).

In diesem Zusammenhang finde ich es erstaunlich wie stark in England die Akzeptanz gegenüber der ständigen Überwachung ist. Die Kameras (CCTV) sind überall in der Innenstadt, in jedem Bus, an vielen Gebäuden. Und alle Menschen glauben, dass diese wirklich ihre Sicherheit erhöhen. Doch Mörder und Vergewaltiger lassen sich nicht wirklich abschrecken. Entweder verziehen sie sich in unüberwachte Ecken, oder sie können sich schon fast darauf verlassen, dass die Bilder zu schlecht sind um sie später zu entdecken. Und wenn sie dann doch gut genug waren, dann ist das Verbrechen schon längst geschehen.

Wie gut aber, dass es zukünftig ein Delikt aufzuklären gilt, dass viel leichter zu entdecken ist und die „Aufklärungsquote“ der Überwachungskameras ins unermessliche treiben wird.

Wer zudem seinen Nachbarn oder missliebige Personen denunzieren möchte kann auch einfach anonym unter folgender Nummer +44800789321 anrufen. Die Polizei von Manchester macht’s möglich. Ihr Slogan: „If you suspect it, report it.“ Hatte die Gestapo eigentlich auch so ne tolle Hotline?